TAG 1

„Wir freuen uns schon seit 500 Stunden darauf“ – war die Reaktion eines Schülers in der 4. Klasse Volksschule in Langenzersdorf als wir Ende März 2022 mit dem ersten Workshop anfingen. Gemeinsam mit seinen Freunden, allesamt große Minecraft-Fans, wie auch das eine oder andere Minecraft T-Shirt bewies, hat er sich besonders auf den Workshop gefreut. Es folgten zwei aufregende Workshop-Tage mit ca. 24 Schüler*innen und mit der Unterstützung von Frau Lehrerin Katharina Simml, neben drei Workshop-Leiter*innen von StreamIT!. 

Der erste Workshoptag fing mit einer Einstimmung auf das Thema „Spiele“ an, und zwar mit kurzen Präsentationen von mitgebrachten „Lieblingsspielen“. Neben Minecraft oder Roblox, kamen auch analoge Spiele vor, wie beispielsweise Uno oder “Zicke Zacke Hühnerkacke”. Anschließend beschlossen die Kinder, dass Spiele nicht nur Spaß machen, sondern auch „Gehirn aktivieren“ können, bzw. mit der ANTON Lern-App oder Minecraft Edu auch etwas gelernt werden kann. Nachdem wir schon in die Welt der Spiele eingetaucht waren, war es an der Zeit mit dem parallelen Stationenbetrieb zu starten. Heute wurden die Stationen „Let’s Play“, „Greenscreen“ und „Neugierde“ aufgebaut und die Kinder konnten in Gruppen zwischen den Stationen wechseln.

Station 1: Let’s Play 

An dieser Station fanden die Schüler*innen eine kleinen runden Sessel-Greenscreen vor, mit einem Laptop inklusive der Software “OBS-Studio”, einer Kamera, und einem Headset mit einem blau leuchtenden Gaming-Headset. Zu Verfügung stand das Spiel Townscaper, wo schwimmende, bunte Häuser unkompliziert aufeinander gebaut werden konnten. Und schon ging es nach einer kurzen Einführung los, zuerst einzeln, dann als im fliegenden Wechsel (in 30 Sekunden-Takt) als gesamte

Gruppe, was die Aufmerksamkeit der Schüler*innen etwas besser zu halten schien. Obwohl sie von der Stationsleiterin immer wieder motiviert wurden das Spielgeschehen zu kommentieren – wie “waschechte” Streamer*innen“ – , ist es nicht allen leicht gefallen, aber schließlich ist es auch nicht einfach gleichzeitig zu spielen und zu sprechen. Die Schüler*innen waren dennoch mit Begeisterung dabei und die Station hat allen gut gefallen, denn alle Schüler*innen haben ein grünes Emoji auf unsere selbst-gebastelte Bewertungsstation geklebt und in der Reflexionsrunde die Station und das Spiel sehr gelobt. Wenn Häuser bauen in der Realität so spielerisch leicht ginge…

Station 2: Greenscreen

Es ist schwer nicht vor der Greenscreen-Station beeindruckt zu sein. Die grell-grüne Farbe des 3-Meter-breiten und 2-Meter-hohen Stoffs nimmt viel Raum ein und übt eine große Faszination auf die Kinder aus. Heute konnten sich die Schüler*innen zunächst einen Hintergrund aussuchen und diesen in die Software “OBS-Studio” hochladen, um anschließend fantastische Szenarien vor der Kamera auszuspielen. Dank des zweiten Monitors konnten sie auch direkt sehen wie sie sich durch Zauberwälder und Dinosaurier-Welten bewegen, oder wie sie hinter einem grünen Tuch zur Gänze verschwinden. Manchmal herrschte ein kreatives Chaos, manchmal übernahmen einige Kinder die Rolle der Regisseur*innen und schlugen Szenarien vor, verteilten die Rollen und gaben Anweisungen. Fehlen dürfte auch die Filmklappe nicht, die zwar keine reale Funktion hatte, aber umso mehr Spaß bereitete, denn es fanden sich immer Schüler*innen, welche die Verantwortung dafür übernehmen wollten. Das durchdringende Geräusch der Filmklappe kündigte nämlich an, dass es jetzt nun Ernst wird. Andere wiederum interessierten sich auch für die Software “OBS-Studio”, lernten die Abläufe schnell kennen und übernahmen sogar kurzzeitig die Station. Fazit – zwei gelbe Emojis, sonst lachten uns nur grüne Emojis an.

 

Station 3: Neugierde 

Bei dieser Station konnten die Schüler*innen zu Mitforschenden werden und dabei dokumentieren wie der Workshop anderen Schüler*innen gefallen hat. Hierzu konnten sie die Schultablets nutzen, um Fotos zu machen, Interviews zu führen und dabei zu Reporter*innen zu werden, wobei die Fragen dann auch öfters in andere Richtungen abbogen, zum Beispiel zur Lieblingsfarbe. Auch an lustigen und sogar künstlerisch ausschauenden schwarz-weiß Filtern hat es nicht gefehlt. Die Kinder konnten auch ihr Traumberuf hinschreiben und/oder dazu was malen. Dabei waren sowohl Zahnärtz*innen als auch YouTuber*innen. Aus den Gesprächen der Stationsbetreuerin mit angehenden YouTube Stars und Spiele-Fans hat sich allerdings ergeben, dass es auch andere spannende Berufsgruppen im Spiele-Umfeld gibt, beispielsweise Spielentwicklung und Programmieren, sodass aus der/m einen oder anderen YouTuber*in ein/e Programmierer*in wurde. Fazit in Emojis: 8 gelbe, sonst wieder nur grüne.  

Zum Schluss sorgten die gezeigten Videos der Greenscreen und Let’s Play Stationen für lustiges Kichern und Zugabe-Wünsche. Zudem konnten wir noch den Workshop Revue passieren lassen und nach Feedback fragen. Bei einer Abstimmung mit grünen, gelben und roten Kärtchen schossen hauptsächlich grüne Kärtchen in die Luft, außer zwei Schüler*innen mit einer gelben Karte, die es „so la la“ fanden, uns aber nicht verraten wollten, wie wir sie das nächste Mal beeindrucken können. Am Tag 2 hatten wir dann die Chance auf einen zweiten Versuch. 

TAG 2

Das eindeutige Highlight am Tag 2, diesmal mit 22 Kindern, war ein ganz besonderer Gast – Rebecca Rachun, alias “JustBecci”, Streamerin und Moderatorin, die im StreamIT! Projekt als Role Model tätig ist. Nach einer kurzen Videoanalyse von Let’s Plays (Wie ist die Struktur? Welche Grafiken oder Logos werden im Videobild als “Overlays” gezeigt?), ging es gleich weiter mit einer kurzen Vorstellung von Becci und der Gelegenheit ihr Fragen zu ihrem Beruf zu stellen. Hier gab es keine Grenzen für die Neugier der Kinder – sei es was sie verdient, wann sie aufsteht, wie alt sie ist, wie viele Abonnent*innen sie hat, welche YouTuber*innen sie persönlich kennt oder was sie an ihrem Beruf besonders mag oder nicht mag – sie wollten alles wissen. Am Ende des Workshops hatten die meisten Schüler*innen ihr Autogramm bekommen und es wurden auch schon entsprechende Pläne damit gemacht („das verkaufe ich auf Ebay“). 

Nachdem die Neugierde (für eine kurze Zeit) gestillt war, konnten sich die Schüler*innen zu zweit ein Konzept zum eigenen Lets Play Video überlegen, inklusive Logo. Und schon ging der Stationenbetrieb los. Diesmal gab es eine Overlay Station, sowie drei Let’s Play Stationen. Eine dieser Stationen wurde von die Schülern bzw. Minecraft-Fans, die sich das letzte Mal als digitale Experten hervorgetan hatten, höchstpersönlich geleitet.

Station 1: Overlay/Logo 

Hier fanden die Schüler*innen zunächst buntes Papier und Stifte vor und erstellten alleine oder in Gruppen ein Logo. Dieses wurde anschließend abfotografiert, freigestellt (mit Photoshop, funktioniert aber auch mit PowerPoint) und auf eine Cloud hochgeladen. Somit konnten die zwei anderen Kolleginnen an den anderen Let’s Play Stationen gleich auf die Logos zugreifen und sie den Schüler*innen für ihre Let’s Plays zu Verfügung stellen. Sobald sie mit den Logos fertig waren, konnten sich die Kinder nämlich eine Let’s Play Station, diesmal mit Minecraft und Townscaper ausgestattet, aussuchen. 

Station 2: Let’s Play (in dreifacher Ausführung)

Hier ging es dann weiter mit der finalen Erstellung eines Let’s Play Videos mit eigenem Logo, nachdem am ersten Workshop-Tag schon fleißig geübt wurde. Die Minecraft-Jungs, die natürlich auch das beste Set-Up (z.B. einen zweiten Monitor) zu Verfügung hatten, haben ihre Aufgabe der Stationsbetreuung sehr ernst genommen und haben ihren Mitschüler*innen geholfen Minecraft zu spielen und dabei ein Let’s Play Video aufzunehmen. Selbstverständlich war diese Station die beliebteste…

Auch diesmal war geplant, dass die Schüler*innen mitdokumentieren, aber nachdem die Fotos und Videos von unseren Forscher*innen schnell erledigt waren, galt die verbliebene Aufmerksamkeit vollständig der App Sketchbook, die auf den Tablets vorinstalliert war. Die kostenlose App ermöglicht digitales Zeichnen und Malen – mit unzähligen Pinseln, Farben und Mustern. Die Experimentierfreudigkeit und die Kreativität der Schüler*innen war dabei wieder sehr bemerkenswert. 

Nachdem die Kinder in der finalen Reflexionsrunde den Wunsch geäußert hatten diesen Workshop länger oder nochmal zu machen; und unsere Becci ganz viele Liebesbekundungen (z.B. „Becci, die beste YouTuberin der Welt“) und Umarmungen bekommen hat, war es an der Zeit uns schweren Herzens zu verabschieden.